Flechtmaterial stellt sich in unserer modernen Welt in den verschiedensten Formen und Gestalten dar. Materialien aus der ganzten Welt finden Verarbeitung. Es gibt jedoch heute wie auch damals einige Hauptgruppen, die immer wieder und überall anzutreffen sind. In unserer Seite “Kleine Materialkunde” möchten wir die wichtigsten von ihnen kurz vorstellen. Aus welchen Teil der Erde sie stammen, für welchen Zweck sie hauptsächlich Verwendung finden und wie sie aus einem Rohmaterial zu einem Flechtmaterial werden.

Weide (im lateinischen “Salix”)

Das wichtigste Flechtmaterial im heimeischen Raum ist nach wie vor die Weide. Sie gilt bis in die heutige Zeit hinein noch immer als das bedeutenste Flechtmaterial aus dem sich die Körbe herstellen lassen, die die höchste Belastung aushalten müssen. So findet sie naturgemäß in allen Bereichen Anwendung. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten die Rattanmöbel die Weidenmöbel weitgehenst verdrängten, so hat sich die Weide auf dem Sektor Handkörbe, Gebrauchskörbe, Kleinkorbwaren mehr und mehr durchgesetzt. Kaum das ein Einkaufskorb heute nicht mehr aus Weide besteht. Von den Holz- und Kaminholzkörben ganz zu schweigen. Weide bietet bei weitem das widerstandsfähigste Flechtmaterial. Sie zählt zu den ältesten Kulturpflanzen und gehört zu den artenreichsten Pflanzen überhaupt. Ca 300 verschiedene Weidenarten sind bekannt. Die Gattung Weide wächst vorwiegend auf feuchten nährstoffreichen Böden. Als Flechtweide aus einer Kultur gewonnen, bringt sie bei guter Pflege alljährlich zähe und biegsame Ruten hervor, die sich bestens zum Flechten eignen. Eine der am meisten vertbreiteste Art ist die Amerikanerweide. Sie wurde in Deutschland erst im späten 19. Jahrhundert bekannt, die ein findiger weltreisender Schlesier mit nach Deutschland brachte. Die Amerikanerweide bringt besonders schlanke und geeignete Ruten zum Flechten von Körben hervor. Andere gebräuchliche Weiden sind:

  • Material Weidenanlage 1Die Hanfweide (salix viminalis)
  • Die Stockweide (salix dasyglados)
  • Die Purpurweide (salixpurpurea)
  • Die Mandelweide (salix amygdalina triandra)
  • Die Amerikanerweide (salix americana)

 


Die Weide treibt im Frühjahr aus und erreicht bis zum Herbst Höhen von bis zu drei Meter. Je nach Sorte. Eine gute und gepflegte Weidenkultur hat eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren. Die Weide wird während der Saftruhe in den Monaten von November bis Februar/März alljährlich geerntet.

Material Weiden schneiden

Links: Eine teils abgeerntet Weidenanlage.

Um die Rinde zu entfernen ist es nötig die Weide in einen seichten Wasser nach der Ernte einzustellen und sie neu antreiben zu lassen. Nach vier bis sechs Wochen stehen sie in vollen Saft und sind schälreif. Mit viel Mühe wird dann die Weidenrinde von den einzelnen Ruten per Hand abgezogen.

 
Nachdem sie dann in der Sonne getrocknet ist, neu sortiert und gebündelt wurden, lagert man sie zum austrocknen. Erst dann wird sie für  eine  spätere Verarbeitung verwendungsfähig.

Material eingestellte Weiden Material Geflecht braunMaterial Geflecht hell
Material Geflecht natur
Oben: In einem flachen See eingestellte Weiden. Oben links: gesottene Weide. Oben rechts: natur geschälte Weide. Unten: Naturweide (grüne Weide).

 

Weide wird in den verschiedenesten Versionen verwendet. Mit der Schale verflochten nimmt man sie zu Arbeits - und Pflanzkörbe. Dazu sollten sie allerdings ca. ein Jahr nach dem ernten gelagert werden, damit sie die nötige Qualität erreichen. Zu einer Neuverarbeitung benötigen sie dann bis zu 4 Wochen Einweichzeit. Geschälte Weiden sind naturhell. Man bezeichnet sie als weiße Weide. Einweichzeit nach dem Trocknen ca 2-3 Std, je nach Trockenzustand. Genauso die braune oder auch gesottene Weide. Auch die so beliebte die beliebte rötliche gesottene - oder braune Weide genannte - Weide ist geschält. Um diese zu erhalten, erhitzt man sie vor dem Schälen in große Wasserbehälter bis die Schale aufplatzt. Durch die eigene Gerbsäure färbt sie sich ohne jeglichen Zusatz braun. Je schneller sie dann trocknet, desto kräftiger die Farbe. Auch sie sollte erst gut gelagert verarbeitet werden. 

 

Rattan

Rattan ist eine veramerikanisierte Bezeichnung für Rotang (Rotang calamus). In der lateinischen Sprache bedeutet das soviel wie Spazierstock. Der Begriff Rattan ist eigentlich eine übergeordnete Bezeichnung für an die 600 verschiedene Arten des Rohrs. Es gedeiht am besten in den feuchtwarmen Gebieten Südostasiens. Rattanpalmen werden bis zu 160 Meter lang und zählen damit zu den längsten  Landpflanzen der Erde. Rattan ist eine Kletterpflanze, die zum Wachstum einen Stützbaum benötigt. Es hat das Aussehen eines Schlinggewächses. Der Stamm zeigt in kleineren Abständen Knoten, aus denen gefiederte Blätter kommen. Eigentlich ist Rattan ein Unkraut im tropischen Wald.

Von den ca. 600 Arten werden im Handel ca. 20 angeboten. Ein großer Teil von ihnen kommt aus Indonesien. Die wichtigste Art stellt dabei die Art Manau dar. Was landläufig als Rattan bezeichnet wird.

Manau: 18 bis 60 mm stark

Tohiti-Manila: 12 bis 36 mm stark

Sabutan-Manila: 8 bis 12 mm stark

Boondoot: 3 bis 5 mm stark

Material wildes RatanMaterial Rattan im Querschnitt

Oben links: Wildes Rattan. Oben rechts: Wildes Rattan im Querschnitt.

Die Bezeichnung Rohr für Rattan ist irreführend. Denn Rattan ist nicht hohl. Das Holz ist porös und deshalb recht leicht. Es ist mit unzähligen durchlaufenden Poren durchzogen, das ihm die Eigenschaft gibt biegsam zu sein. Erhitzt man das Rohr werden die Poren geschmeidig und das bearbeitete Stück Rohr behält seine gegebene Form wenn es  erneut abkühlt. Rattan wird in weitgehenst unbehandelter Form verarbeitet. Als sogenanntes Naturrohr. Entfernt man mit Hilfe von Messern die kieselsäurehaltige Außenhaut, die Epidermis, erhält man glatte, weißlich-beige Stangen, die sich sehr gut färben lassen.

 Material Schardt lager

 Ein Großhandelslager mit Rattanstangen und Weiden.

 

Peddig

Die verschiedenen Peddigfäden und Peddigbänder werden ausschließlich aus Rattanstangen gehobelt. So ist es möglich, dass man Peddig in den verschiedensten Formen und Größen erhält. Auch das so massive feine Stuhlflechtrohr entsteht aus Rattan. Es wird aus der Kieselsäureschicht der Außenhaut gehobelt. Peddig gilt in der Korbflechterei als sehr leich zu bearbeitendes Material, das  kaum einweichzeit benötigt. Ein fertig gestellter Korb bietet jedoch als Geflecht selbst zu wenig Formfestigkeit  und wird deshalb kaum ohne formtragenden Rahmen verwendet. In der professionellen Korbflechterei findet Peddig höchstens bei kleineren Flechtsücken Verwendung. Es  wird meist von Hobbyflechtern und in der Therpie verwendet.

Bambus  (es heißt in seinem Heimatland “Bamboo”)

Bambus ist im Gegensatz aller gängigen Meinungen als Rohr kein Flechtmaterial. Es dient auschließlich dem grünen, das heißt rohen, Nutzen. Wo es direkt vorkommt findet es Verwendung in der Architektur, im Haushalt und der Musik. Nur im aufwendig fein gehobelten Zustand hat Bambus einen flechterischen Wert.

Bambus wächst in malaiisch-indonesischen Raum. Es zählt zu der Familie der Gräser. Der hohle und mit Knoten übersähte Halm hat ein sehr schnelles Wachstum und erreicht eine Höhe bis zu 30 Meter. Der hohe Stamm wird durch die Knoten und die stark verkieselte Schale gefestigt. Hierzulande verwendet man Bambus nur zu leichten und doch haltbaren Stützen wie etwa in der Pflantenzucht für eine Rankpflanze. In seinen Heimatland hingegen baut man ganze Wohnhäuser und Brücken mit dem stabielen Stäben. Da es besonders widerstandfähig und elastisch ist, kann selbst ein Erdbeben den so errichteten Gebäuten nichts anhaben. Was aus Bambus erbaut wurde, bleibt stehen.

Material   Bambusgewachs
Material   Bambushaus
Bambuswald


Palmblatt

Material SchilfKubanisches Palmblatt wurde von 1880 bis 1910 in Deutschland verflochten. Heute ist das Material nicht mehr in Gebrauch. Aus seinem Ursprungsland werden Fertigprodukte nach Deutschland importiert. Wie etwa der geflochtene Fächer, Hüte oder Puppenarbeiten. Auch  kommen aus der kubanischen oder chinesischen Feinflechterei zu tierformen gebundene Palmblattarbeiten zu uns.

 

 

 

 

Holzspan

Gallerie SpanMaterial Korbflechter mit Katze kombri

 

Stroh

Material StrohMaterial Brotbackform Stroh 50 c fur Home


Binse

Material Binse Stuhleck

 

 

Werkzeuge

Material Korbwerkstatt zeigt Korbmacherwerkzeuge

 

Alle speziellen Korbmacherwerkzeuge sind in unserem Shop erhältlich.

Oft Spezielanfertigungen

Also nicht im normalen Handel erhältlich.

 

Viele Werzeuge finden sich im normalen Haushalten. So etwa ein Metermaß, eine Zange oder eine  Gartenschre.  Aber auch die Flechterei erfordert spezielle Werkzeuge. Meist sind diese im normalen Handel nicht erhältlich und müssen speziell hergestellt werden. So etwa die verschiedenen Formen und größen von Pfrimen oder das Schlageisen. Spezielle Messer, Ausputzer und Ausstecher.

In unserem Shop sind die Wichtigsten davon erhältlich.